ZWAR-Wochenendtour nach Fürstenau

Heinrich Spethmann hat uns überrascht mit seinem Vorschlag: ich war in Fürstenau, und weil es dort so schön ist, biete ich Euch an, mit Annegret und mir eine Tour mit zwei Übernachtungen dorthin zu planen. Für ca. 20 Personen habe ich beim Tourismusbüro Zimmer reserviert. Ihr braucht nur noch JA zu sagen.

Die Pessimisten unter uns haben tiefe Sorgenfalten, als wir in Dielingen starten, denn die Wetter-App sagt viel Regen voraus. Auf bekannten Wegen fahren wir über Hunteburg zum Lutterdamm. Am Heidefriedhof gibt es eine kleine Pause. Über Kalkriese, Lappenstuhl, den Hasesee geht es zur Bäckerei Justus in der Bramscher Innenstadt.

Kaffee, Tee, Kuchen, Strammer Max, Suppe. Diese Pause haben wir uns verdient und es gibt alles, was das Herz begehrt. Doch dann holen uns die schlechten Nachrichten ein: es wird jetzt mindestens eine Stunde lang heftig regnen. Die einen stehen trocken unterm Sonnenschirm. Die anderen sitzen trocken und warm im Cafe. Es hat keinen Zweck loszuradeln. Und tatsächlich sieht die Welt nach einer Stunde nicht gut, aber immerhin besser aus.

Es gibt schöne ruhige Wege, die uns durch Bauernschaften führen und wir freuen uns über jeden Wegweiser, denn die Kilometerzahl nach Fürstenau nimmt ständig ab. Und dann sind wir sogar schon angekommen und bei der Fahrt trocken geblieben. Einen besonderen Service hat uns Wilhelm geboten. Er ist mit seinem Wagen immer in Rufweite gewesen, falls wir Probleme haben sollten. Damit war er auch fast schon die Garantie, daß wir gut durchkommen.

Wir bekommen schöne Zimmer im Hotel Am Markt und freuen uns sehr auf das schon vorbestellte Essen. Wir werden mit einem leckeren und hübschen Gruß aus der Küche verwöhnt, und der ist eine köstliche Einstimmung auf die folgenden Speisen. Tatsächlich kommen schon bald sehr schön dekorierte Teller mit unseren leckeren Speisen. Wir sind alle rundum zufrieden.

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen haben wir eine Schloß- und Stadtführung. Im langen Mantel mit Fuchsfellen auf den Schultern und Knobelstiefeln begrüßt uns Herr West als Nachtwächter von Fürstenau mit seinem Nachtwächterhorn.

Das Schloß mit seinem mächtigen Wassergraben hat natürlich eine lange und wechselvolle Geschichte. Es ist in einem sehr guten Zustand, weil das Rathaus dort untergebracht ist. Große Bäume stehen im Schloßpark und die Linden duften. Ja, es ist Sommer, auch wenn man es noch nicht merkt. Auf dem Schloßgelände befindet sich auch das alte Gefängnis. Mutige können dort einkehren und Nächte im Knast verbringen. Die katholische Kirche ist Teil des Schloßgebäudes und der Schloßturm ist natürlich jetzt der Kirchturm. Und auf geht es. Erst die Treppen hoch bis über das Deckengewölbe und anschließend über Leitern in die Laterne. Bei der letzten Leiter muß man ein bißchen Schlangenmensch sein und wird dann mit einem herlichen Weitblick über das flache Fürstenauer Land belohnt.

Drei Straßen gab es dazumal. Dicht an dicht standen die kleinen Häuser und es gab kaum Platz dazwischen. Das war natürlich bei Bränden sehr gefährlich, weil dann gleich viele Häuser zerstört wurden. Mit viel Begeisterung für seine Heimat bekommen wir die Stadtgeschichte von unserem Stadtführer erzählt. In unseren Tagen wird jetzt viel unternommen, um die Stadt hübsch und attraktiv zu halten.

Schön ist eine Stadt natürlich erst, wenn sie eine gute Eisdiele hat. Die Eisdiele, die wir nach der Führung aufsuchen, ist so eine gute Eisdiele. Also noch einmal 100 Punkte für Fürstenau.

Gut gestärkt können wir uns dann am frühen Nachmittag auf unsere Räder schwingen.

Boa, sind die Beine schwer. Irgendwie geht es gar nicht richtig voran. Bei E-Bikes schaltet man einfach mehr Kraft dazu. Aber dann sehen wir die Erklärung für unsere müden Knochen: wir sind in den Ankumer Höhen, das Pendant zu den Dammer Bergen (dazwischen fließt die Hunte hindurch), und es war eine lange Steigung, die uns zu schaffen machte. Aber jetzt geht es wunderschön bergab.

In Bippen werden wir bereits im Bauerncafe erwartet. Vier prächtige Torten haben sie für uns gebacken. Das gefällt uns sehr, und auch der schön gestaltete Raum, in dem wir sitzen.

Eigentlich ist auch gar nicht mehr weit bis zum Reiterhof Vox, wo wir zu Abend essen wollen. Es ist eine wunderschöne ruhige Gartenanlage. Es gibt Ziegen, Kaninchen, natürlich Pferde. Wir fühlen uns sauwohl. Bis es ans Bezahlen geht. Nee danke! Nie wieder.

Die Wege waren bisher gut geteert. Jetzt gibt es noch eine Crossnummer über zwei Kilometer, die uns etwas abverlangt. Aber wir sind ja keine Weicheier und schaffen auch diese Herausforderung. Dann müssen wir für einen riesigen Kilmerstuten stoppen. Es gibt natürlich, wie bei uns, kleine Schnäpse und Süßigkeiten. Aber kein Sparschwein für das Baby. Und dann kommt die ungläubige Frage: wie, ihr findet Fürstenau gut?!?! Ja, wir fühlen uns sehr wohl.

Zurück im Hotel treffen sich alle Fußballfans vor dem Fernseher. Also alle. BVB in London gegen Real Madrid. Was stehen die Borussen gut da bis zur Pause. Aber am Ende haben sie leider keinen Grund zum Jubeln.

Sonntag morgen ist Heimwegzeit - ideale Radelzeit. Der Rückweg führt über eine andere Route. In Merzen holt Annegret ein Ass aus dem Ärmel und zeigt uns noch ein Hotel in umgebauten Eisenbahnwagen.

Über einen imposanten Deich fahren wir am Alfsee entlang. Als wir die A1 überqueren, will keiner mit den Autofahrern, die dort unten im Stau stehen, tauschen. Und dann ist es Zeit für eine Pause im Bauerncafe Riester Damm.

Nicht nur, daß man dort bekannte Leute wieder trifft. Nein, es ist auch so, daß der ein oder andere sagt: hier war ich doch schon einmal. Und weiter geht es in Richtung Heimat. So etwa ab Rottinghausen setzt dann der bekannte Stalldrangeffekt ein. Die Kilometer schmelzen nur so dahin. Wir haben Flügel. Bei schönstem Sonnenschein nehmen wir in Dielingen noch ein ‚winziges Schlöckchen‘ und sagen nicht nur Ade!, sondern auch: Es war eine wunderschöne Tour! Vielen Dank an Heinrich und Annegret!