PV-Anlagen im freien Feld - Anfragen häufen sich

„In der Regel sollen für solche Anlagen gleich mehrere Hektar Land auf einmal ins Auge gefasst werden“, berichtet Stemwedes Bürgermeister Kai Abruszat. Es sei gut möglich, dass Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer in Stemwede in Kürze auch von überregionalen Investoren kontaktiert und mit entsprechenden Plänen konfrontiert werden, schätzt Abruszat.  

Aus der Gemeindeverwaltung kommt ganz klar das Signal: wir werden uns erneuerbaren Energien auch in diesem Fall nicht verschließen. Zumal die aktuelle, geopolitische Lage sehr deutlich zeige, welch hohen Stellenwert Energiesouveränität habe.

Der Verwaltungschef weist allerdings auch auf einen Zielkonflikt hin, den es in diesem Zusammenhang unweigerlich mit der Landwirtschaft gibt, schließlich wird landwirtschaftliche Nutzfläche durch den großflächigen Bau von Freiflächen-PV-Anlagen massiv eingeschränkt. Hier müsse ein fairer Ausgleich gefunden werden, so Kai Abruszat der davon ausgeht, dass die aktuelle Entwicklung die Bedeutung von Landwirtschaft noch einmal stärken wird. „Neben der Sicherung der Energieversorgung wird auch das Thema Ernährungssouveränität an Bedeutung gewinnen.“

Nach Ansicht von Bürgermeister Abruszat sind Freiflächen-PV-Anlagen vor allem an weniger attraktiven Standorten sinnhaft, wie etwa an Bahnstrecken oder Bundesstraßen. Zudem präferiert die Gemeindeverwaltung Pläne, denen ein lokales Energiekonzept zugrunde liegt. Heißt konkret: Strom, der in der Gemeinde erzeugt wird, soll auch vor Ort eingesetzt und genutzt werden. „Kommunen im ländlich-mittelständisch strukturiertem Raum, wie Stemwede, müssen die Hauptlast bei der Energieversorgung und der Energiewende tragen“, erläutert Abruszat. „Daher muss auch die Energieautarkie einer Kommune gestärkt werden.“ Bund und Länder müssten sicherstellen, dass diese Last auch von den Kommunen getragen werden kann und entsprechende Rahmenbedingungen schaffen.

Werden konkrete Anträge auf die Errichtung einer Photovoltaikanlage auf der freien Fläche vorgelegt, verspricht der Verwaltungschef ein transparentes, öffentliches Verfahren, das im Bauausschuss behandelt werde. Es sei gut möglich, dass ggf. auch Flächennutzungs- und Bebauungspläne überarbeitet werden müssten. „Die Gemeindeverwaltung hat formal eine hohe Zuständigkeit bei diesem Thema“, so der Bürgermeister. „Mir ist wichtig, dass es bei der kommunalen Bauleitplanung einen engen Konsens mit Landwirtschafts- Natur- und Umweltinteressen gibt. Wir werden auf keinen Fall vorschnelle Entscheidungen treffen, sondern den Dialog suchen.“

Bürgermeister Abruszat weist, im Zusammenhang mit dem zunehmenden Interesse an Freiflächen-PV-Anlagen, auf zwei weitere Aspekte hin. Zum einen werde der Druck auf freie Flächen weiter zunehmen. „Und Flächendruck bedeutet auch immer Kostendruck“, so Abruszat. Darüber müssten sich alle Akteure im Klaren sein.

Zum anderen bemühe sich die Gemeinde Stemwede bekanntlich schon lange darum, den Tourismus in Stemwede zu stärken. 

„Aus meiner Sicht wäre es sicherlich klug, wenn Fahrradfahrer bei uns auch Felder und Wälder zu sehen bekommen und nicht nur Maiskulturen und Solarpanele.“