Am 77. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz, dem 27. Januar 2022, versammelten sich dazu Vertreterinnen und Vertreter der jüdischen Kultusgemeinde Minden und Umgebung, der im Gemeinderat vertretenen Fraktionen, der Stemweder-Berg-Schule sowie der Orts- und Heimatpflege. Aufgrund der aktuellen Umstände hatten sich die jüdische Gemeinde und die Stemweder Verwaltung zu einer Gedenkzeremonie im kleinen Kreis entschieden. Die anschließend geplante Sondersitzung des Gemeinderates wurde abgesagt.
Seit 1996 wird am 27. Januar international an den Holocaust und die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. In seiner Ansprache erinnerte Stemwedes Bürgermeister Kai Abruszat an die Unmenschlichkeit, Brutalität und Erbarmungslosigkeit mit der die Nazis allein in Auschwitz mehr als eine Millionen Männer, Frauen und Kinder ermordeten. Abruszat rief zur Auseinandersetzung mit der Geschichte auf. „Es geht nicht darum eine moralische Keule zu schwingen. Es geht darum sich mit Lebensbiografien zu befassen, mit Tätern, mit Verbrechensstrukturen und auch darum Verbrechen zu benennen. Denn das hilft uns eine Haltung zu gewinnen, eine empathische Bindung, die Antisemitismus und andere Menschenfeindlichkeit erkennt und benennt und die dagegenhält – und die auch alle Versuche der Verharmlosung und des Beschweigens verhindert“, so Abruszat.
Harald Scheurenberg, der Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde Minden und Umgebung, betonte, dass Erinnerung auch in die Zukunft führen und eine Wiederholung verhindern müsse. Mit großer Sorge und völligem Unverständnis berichtete er davon, dass auch heute noch Jüdinnen und Juden für vieles verantwortlich gemacht und auch angegriffen oder bedroht würden.
Leverns langjähriger Pfarrer Thomas Horst motivierte dazu, sich mit der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Stemwede zu befassen. Er erläuterte den Anwesenden einige Hintergründe zu den jüdischen Familien die in Stemwede gelebt haben sowie auch zum jüdischen Friedhof selbst.
Abschließend dankte Bürgermeister Abruszat Pfarrer Horst, dem Heimatverein und auch den Vertreterinnen der Ortsheimatpflege für jegliches Engagement zur Erinnerung und zum Erhalt der jüdischen Geschichte in Stemwede. Außerdem begrüßte er das Projekt der Stemweder-Berg-Schule in Wehdem. Die Schülerinnen und Schüler wollen dort kontinuierlich verschiedene Aspekte der Synagogengemeinde Levern-Wehdem aufarbeiten und u.a. auf einer eigenen Homepage präsentieren.